21.09.2023
„Ampel, geh nach Hause!“ - Stv. Ministerpräsident Hubert Aiwanger (FW) auf Wahlkampfvisite beim Hohenwarter Festl

Jedem Polizeibeamten schüttelte Hubert Aiwanger am Weg einzeln die Hand, bevor er sich von den örtlichen Vertretern der Freien Wähler in Empfang nehmen ließ. Kurz vor dem Festzelt musste er für ein Autogramm Halt machen. Unter lautstarkem Applaus, Hände schüttelnd und Schultern klopfend bahnte er sich im Zelt den Weg durch die Menge, bis zu „den hübschen Bedienungen an der Theke“, denen er ebenfalls die Hände schüttelte und für die er später noch einmal einen extra Applaus forderte. Vor der Bühne angekommen, stellte er sich auf die Bierbank und winkte den jubelnden 800 Besuchern des Hohenwarter Festls zu.

Bevor er das „Zelt voller vernünftiger Leute“ begrüßte, stellten sich die Stimmkreiskandidatinnen Mary Fischer (Landtag) und Barbara Strehle (Bezirkstag) vor. „Freie Wähler – jetzt erst recht!“, rief Mary Fischer. Früher habe keiner die Freien Wähler wahrgenommen, dann habe man sie belächelt, nun seien sie am Drücker und könnten politisch mitgestalten. Auch Barbara Strehle und FW-Landtagslistenkandidatin Andrea Wittmann aus dem Landkreis Traunstein warben um Unterstützung.

Diese „drei Blondinen mit Herz und Verstand“ ließ Hubert Aiwanger noch einmal herzlich beklatschen – genau das brauche die Politik: Volksnähe. „Nicht fünf Studierte in irgendwelchen Talkshows, die zwar richtig gendern können, aber noch nie eine Schaufel in der Hand gehalten haben.“

Seine Demokratiedenke gehe von unten nach oben, betonte er und erinnerte an seine Erding-Rede im Juli, nach welcher man ihn als „bösen Wüterich“ dargestellt habe – nur weil er gesagt habe, „die Demokratie muss so funktionieren, dass die Regierenden die Mehrheitsmeinung der Bürger wieder ernster nehmen“. Wörtlich hatte er gesagt, die schweigende Mehrheit müsse sich die Demokratie zurückholen. Die Bundesregierung decke nur mehr ein Drittel der Wählermeinung ab, so Aiwanger: „Ampel, geh nach Hause!“, wiederholte er im ersten Teil seiner gut einstündigen Rede dreimal. Er kritisierte das Handeln des Bundes beim Bürgergeld, dem Heizungsgesetz, der Cannabislegalisierung und dem Selbstbestimmungsgesetz.


„Wir müssen wieder patriotischer werden mit der Wahl unserer Lebensmittel“, appellierte er zudem. Wer sich an der Natur orientieren wolle, der müsse sich nur die Indianer anschauen, die auch Fleisch gegessen hätten – „falls man Indianer überhaupt noch sagen darf“, fügte er an.

Dem Publikum aus der Seele zu sprechen schien er auch beim Thema Generationenkonflikt. „Die Freien Wähler stehen zu den Leistungen der Eltern und Großeltern“, sagte er. Sie hätten „den Vorwurf der Umweltsau“ nicht verdient – wenn sie die Straßen nicht geteert hätten, so gebe es gar keine zum Festpicken. Dass die Jungen eine Null-Bock-Generation seien stimme allerdings auch nicht. Die nächste Generation gründe so fleißig Start-Ups wie noch nie. Für das deutsche Fachpersonal und die Firmen – von denen jede Vierte in Deutschland überlege zu schließen oder auszuwandern – brauche es Anreize, zu bleiben. Wirtschaftsfreundlichere Länder wie die USA werben die Firmen ab – auch die Industrie des Chemiedreiecks werde stückweise ihre Arbeitsplätze dort aufbauen. Als Stellschrauben nannte er Inflationsausgleiche und die Verbilligung von Energie. „Lebensleistung muss sich wieder lohnen“, dessen sollten sich nicht nur die Jungen wieder sicher sein dürfen, sondern auch die Rentner. Das Steuergeld, das er senken wolle, werde stattdessen beim Bürgergeld und bei der Migration zum Fenster herausgeworfen.

Im Sinne der Kommunen gelte es, Bürokratie abzubauen und den Bürgermeistern – gerade in Sachen Energiewende und Wärmeplanung – mehr freie Hand zu lassen.

Das Land vor dem Ruin – auch vor dem geistigen, ideologischen – zu bewahren, gelte es nun in den nächsten Jahren. Zu diesen Worten passend sangen die Gäste im Festzelt abschließend zu den Klängen der Musikkapelle Emmerting die Bayernhymne und das Deutschlandlied.